Manifest
WirAlle gegen Gewalt an Frauen
Wenn es nebenan mal wieder Krach gibt und poltert? Wenn der Nachbar seine Partnerin anschreit, beschimpft oder gar schlägt? Dann halten das noch immer viel zu viele für Privatsache, für etwas, das sie nichts angeht, für ein soziales Randproblem.
WirAlle nicht! Alle vier Minuten übt in Deutschland ein Mann körperliche, psychische oder sexualisierte Gewalt gegen seine (Ex-)Partnerin aus. Jeden Tag versucht ein Mann seine (Ex-)Partnerin umzubringen. Und das ist nur das zur Strafanzeige gebrachte Hellfeld. In zu vielen Medienberichten lesen wir anschließend von „Familientragödie“ oder „Eifersuchtsdrama“. Klischees verschleiern die bittere Realität: Gewalt gegen Frauen zieht sich nachweislich durch alle sozialen Schichten. Die Betroffenen werden durch Gesellschaft und Institutionen stigmatisiert und erleben eine massive Täter-Opfer Umkehr. Neben den körperlichen, seelischen und ökonomischen Langzeitfolgen für die Frauen schädigt häusliche Gewalt die gesamte Gesellschaft. Sie belastet die nachfolgenden Generationen. Sie verursacht enormes Leid und hohe Kosten. Sie vermindert unsere Zukunftsfähigkeit. Kurz: Gewalt gegen Frauen geht uns Alle an.
WirAlle rufen zu einem gleichberechtigten und partnerschaftlichen Miteinander und zu Solidarität mit den Betroffenen auf. Denn so geht es nicht weiter. Trotz des engagierten Einsatzes der Mitarbeitenden in Hilfe- und Beratungsstellen, trotz Grundgesetz und trotz der Istanbul-Konvention, die seit 2018 auch in Deutschland geltendes Recht ist: Weder erfahren die Betroffenen in ihrem Leid ausreichend Anerkennung, Rechtssicherheit, Hilfe und Schutz, noch werden die Täter konsequent zur Verantwortung gezogen. Dieses Versagen endet jeden zweiten bis dritten Tag für eine Frau tödlich. Das muss aufhören!
WirAlle wollen jetzt verantwortliches politisches und gesellschaftliches Handeln sehen. Wir sind entschlossen, die Missstände aufzuzeigen und gemeinsam dafür zu sorgen, dass Gewalt gegen Frauen keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft hat.
WirAlle fordern: Die Abschaffung dieser Menschenrechtsverletzung gehört unverzüglich nach ganz oben auf die Agenda aller Ressorts von Bund, Ländern und Kommunen. Die Istanbul-Konvention ist endlich ressortübergreifend koordiniert und umfassend umzusetzen – und zwar auch unter Beteiligung der Betroffenen und Facheinrichtungen.
Im Einzelnen:
- Ein gesellschaftliches Umdenken: weg vom Verständnis für den Täter, hin zu Solidarität mit den Betroffenen und zur gesellschaftlichen Verurteilung der Täter.
- Bund, Länder und Kommunen garantieren die Rechtssicherheit sowie den Zugang zu Schutz, Hilfe und Beratung für alle von geschlechtsbezogener Gewalt Betroffenen, einschließlich ihrer Kinder. Die dafür erforderlichen Kapazitäten bauen sie bedarfsgerecht aus.
- Strafverfolgungsbehörden müssen häusliche Gewalt konsequent verfolgen, weitere Taten verhindern und Täter zur Verantwortung ziehen – durch Sanktionen und durch obligatorische Täterprogramme.
- Alle Institutionen – auch Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte – müssen im Sinne des Opferschutzes zum Thema aufgeklärt und fortgebildet werden.
- Familiengerichte müssen in Umgangs- und Sorgerechtsverfahren Gewalt berücksichtigen und Betroffene umfassend vor weiterer Gewalt schützen.
- Für die zügige Umsetzung der Istanbul-Konvention stellen Bund, Länder und Kommunen die finanziellen Mittel vollumfänglich bereit.
- Durchführung öffentlicher Kampagnen, die das Bewusstsein für häusliche Gewalt erhöhen, Mythen
und Vorurteile abbauen und die Menschen ermutigen, aktiv gegen Gewalt einzutreten. - Förderung der frühzeitigen Aufklärung und Konfliktschulung in Kitas, Schulen und Hochschulen
sowie von Programmen und Maßnahmen, die darauf abzielen, die Gleichstellung der Geschlechter
auf allen Ebenen umzusetzen. - An die Medien wird verstärkt appelliert, Gewalt gegen Frauen endlich als das zu beleuchten, was
sie ist: ein strukturelles und gesellschaftliches Problem der Inneren Sicherheit.
WirAlle setzen uns entschieden für eine Gesellschaft ohne Gewalt gegen Frauen ein. WirAlle treten so lange laut dafür ein, bis die geforderten Maßnahmen umgesetzt sind und bis geschlechtsbezogene Gewalt erkennbar und wirkungsvoll durch uns alle angegangen und gestoppt wird. WirAlle – das sind Betroffene, Expert*innen sowie Vertreter*innen aus allen Bereichen der Gesellschaft. Sie auch? Dann unterzeichnen Sie unser Manifest!
Der/die Unterzeichnende erklärt, die Erklärung im eigenen Namen abzugeben bzw. berechtigt zu sein, die Erklärung im Namen der Organisation abzugeben für die er/sie zeichnet. Mit Abgabe der Erklärung und eventuellen Übersendung eines Logos willigt der/die Unterzeichnende ein, dass der Name und das zur Verfügung gestellte Logo veröffentlicht werden können. Die Einwilligung kann jederzeit für die Zukunft durch E-mail an die Adresse info@wiralle.org widerrufen werden.
Die im Rahmen dieser Aktion zur Verfügung gestellten Daten, insbesondere Name, Titel, Adresse, Unternehmensbezeichnung, Logo etc., werden nur für den Zweck dieser Aktion verwendet und darüber hinaus nur gespeichert, soweit eine gesetzliche Vorschrift zur Aufbewahrung besteht. Auf die Rechte auf Auskunft, Berichtigung, Löschung, Einschränkung, Übertragbarkeit und Widerspruch (§§ 15 -21 DSGVO) wird hingewiesen.
75 Erstunterzeichner
,Julika Sandt, Anita Schnetzer-Spranger, Pia Leiting, Winfried Leiting, Silvia Rhiem, Elfi Grefe, Alice Bartusch, Ulli Gau, Anne Fuchs, Sigrid Bitsch, Nina Behrens, Anne Beckmann, Claudia Z., Dr. med. Karin Schneider, Christel Bares, Dagmar Lipper, Daniela Fischer, Henrike Schwarz, Sonja Hafkemeyer, Margarete Reinel, Laura Groß, Mandy Gebbers, Silke Käsmann, Waltraud Jachnow, Anne Lindenberg, Ana Abarca, Felizitas Reinert, Andrea Fezer, Susanne Deiters Waelischmiller, Jacqueline Schönfelder, Manuela Müller, Barbara Schneider, Nicole Fischer-Schirmann, Germana Kernwein, Dr. Barbara Lamp, Janine Spindler, Stephanie Denzer-Fürst, Ann-Christin Wagenmann, Soroptimist International Hamburg, Monika Rahm, M. I. v. Schweinitz, Josef Büchelmeier, Felicitas Müller, Miriam Hermanns, Almut Nuding, Hélène-Françoise Niederquell, Inga-Lena Darkow, Ilke Rangette, Dr. med. Ursula Mielke, Marion Ritter, Dagmar Müller, Natalie Jessen, Kerstin Baumgart, Susanne Körber, Monika Faatz, Fiona Ruff, Martina Müllender, Stefan Müllender, Nese Talu, Eva Groterath, Susanne Gräfin Schwerin von Krosigk, Dr. Ulrich Schaefer, Doreen Fauth, Katherine Vollenweider, Ali Sahin , Barbara Straub, Sabine Keller, Heidrun Hiller, Dr. Helmut Domes, Tobias Unteutsch, Frank Stefan, Lea Stefan, Gabi Weiss-Müller, Sabine Baßler, Anselm Kühl, Benjamin Chabitschovsky, Jan Franken, Florian Schmidt, Benjamin Gritsch, Irina Masljukow, Amrah Cadzier, Maurizio Carlucci, Sergej Masljukow, Umut Sener, Dorothée Nägele, Dr. Marion Leuze-Mohr, Alejandro Boye, Gert Lienig, U. Schulz, Andrea Stark, Leni Baier, Sabine Schawe, Annette Ettwein, Helga Wolf, Daniel Stoof, Delaule Kaiser, Ranya Chandrashekar, Anita Wochner, Florian Droste, Ingrid Rath, Evelyne Ummerhofer, Judith Saile, Prof. Dr. Erika Hahn, Leonore Lustermann, Hanna Werner, Lukas Kempa, Lisa-Marlen Hitzing, Peter Sauerhöfer, Giusi Gagliano, Esmeralda Monteleone, Stefano Gagliano, Jana Weiner, Ajuna Peace Mutoka, Julia Woywod-Dorn, Stefanie Sauerhöfer, Gudrun Kohlruss, Dr. Barbara Unteutsch, Lucia Atopuma, J. Martinez, Luz Martinez, Marion Schäfer, Maria Stefan, Irene Müller, Bianka Röger, Andrea Bührer, Andrea Maurer, Kaja Guzy, Sibylle Guzy, Armin Guzy, Andrea Hügli, Alexander Stahl, Kira Beck, Federica Micozzi, Simone Moretti, Alexandra Gropius, Luis Felipe Uceda, Hanna Neckel, Ludwig Haas, Thomas Bischof, Ralf Broghammer, Soroptimist International Club Berlin Charlottenburg, Dr. Irene Wiese-von Ofen, Alexandra Gürtner, Corona Feederle, Ruth Drechsler, Anke Loose, Silke Kleinschmitt, Barbara Hitpass-Kossmann, Jennifer Hauptmann, Dagmar Müller, Brigitte Erm